Schritt 5: Engagiert euch
(optional, aber wünschenswert ;-))

Wenn ihr eure eigene Situation geklärt habt bzw. wisst, welchen Weg ihr gehen wollt, wird sich euch vielleicht immer stärker die Frage stellen, was ihr selbst tun könnt, um der Bildungsfreiheit in Deutschland auf die Sprünge zu helfen. Und das ist eine ganze Menge. Nutzt eure Talente, eure Beziehungen, eure Zeit, euer Geld. Je nach dem was ihr zur Verfügung habt. Fangen wir mit dem letztgenannten Punkt an:

Helfen mit Geld
Ihr verdient ganz gut und ein paar Euro weniger tun euch nicht weh?
Es gibt in der deutschen Freilerner-Bewegung wirklich viele gute Initiativen, denen ihr spenden könnt, um deren Arbeit zu unterstützen.

Beginnen möchte ich hier mit der Freilerner-Solidargemeinschaft.
Dies ist ein Verein, der sich im Jahr 2012 gegründet hat und der in erster Linie Spenden sammelt, um Anwaltskosten und Gerichtsverfahren zu finanzieren, die bei Freilerner-Familien anfallen, welche hier in Deutschland den zivilen Ungehorsam üben. Außerdem veranstaltet die Solidargemeinschaft Gesprächstrainings, um für Behördengespräche und Gerichtsprozesse zu üben. Hin und wieder werden auch rechtswissenschaftliche Kolloquien veranstaltet, um sich mit interessierten Juristen in Deutschland zu vernetzen und Anwälte, Rechtswissenschaftler etc. für die Freilerner-Thematik zu sensibilisieren bzw. darin fortzubilden.
Ihr habt die Möglichkeit der FSG eine allgemeine Spende zukommen zulassen, aber ihr könnt auch ganz bestimmte Familien unterstützen, die sich gerade in einer Auseinandersetzung befinden. Zudem könnt ihr ab 25 Euro im Jahr eine Fördermitgliedschaft abschließen.
Näheres über die Arbeit der FSG findet Ihr auf der Internetseite

www.freilerner-solidargemeinschaft.de sowie in dem 2016 erschienen Buch „Bildung versus Schulpflicht“.

Ein weiterer, wichtiger Verein in der Deutschen Freilerner-Bewegung ist der Bundesverband Natürlich Lernen e.V., der bereits seit 2002 besteht und sich für freie selbstbestimmte Bildung und gegen die Schulpflicht einsetzt.
Ähnlich der FSG ruft auch der BVNL regelmäßig zu Solidar-Aktionen auf. Hier werden häufig Mikrozahlungs-Aktionen organisiert, bei denen alle Spender kleine Eurobeträge direkt an die Bußgeldstelle entrichten, um so mit vielen Menschen gemeinsam für ein Bußgeld aufzukommen und damit erstens zu demonstrieren, dass man sich mit der angemahnten Familie solidarisch zeigt und um zweitens den Amtsstellen möglichst viel Mühe bei der Verwaltung des Bußgeldes zu bereiten.
Zudem ist der BVNL gerade in den neuen Bundesländern sehr aktiv durch Pressearbeit, durch das Veranstalten von Freilerner-Treffen und die Durchführung von Infoveranstaltungen, Vorträgen und Filmvorführungen.
Ihr findet den Verein im Netz unter
http://bvnl.de/wordpress/. Dort ist auch ein Mitgliederantrag eingestellt, mit dem ihr den Verein ab 20 Euro im Jahr finanziell und/oder aktiv unterstützen könnt.

Darüber hinaus könnt ihr euer Geld natürlich überall da sinnvoll einbringen, wo Menschen über die freie, selbstbestimmte Bildung schreiben, oder auf andere Art und Weise darüber informieren. Besorgt euch am besten so viel Literatur wie möglich und unterstützt damit die Autoren und deren Verlage, abonniert Zeitschriften, besorgt euch DVDs zum Thema, besucht Veranstaltungen wie Vorträge und Kongresse. Auch die Betreiber der Webseiten zum Thema Freilernen freuen sich immer über Spenden oder über Einkäufe via Affiliate-Links und Banner auf deren Sites.

Dies gilt natürlich auch für den Freilerner-Kompass. Du findest unsere Arbeit sinnvoll und möchtest uns gern darin unterstützen, dass wir Zeit und Energie für die Aufklärung, für Bekanntmachung und letztlich die Legalisierung des frei-sich-Bildens aufwenden können?
Dann findest du hier alle nötigen Informationen

Helfen mit Zeit, euren Talenten und Beziehungen
Nicht nur mit harter Münze lässt sich etwas ausrichten. Auch mit ganz simplen Dingen könnt ihr viel erreichen. Wichtig ist es vor allem der freien, selbstbestimmten Bildung abseits des Schulsystems zu mehr Bekanntheit zu verhelfen – wenn mehr Menschen überhaupt darüber nachdenken und darüber kommunizieren, dass es so etwas gibt, ist schon viel gewonnen.
Was könnt ihr also tun? Vor allem eurerseits darüber sprechen, schreiben, informieren. Bist du zum Beispiel im Social Media aktiv, dann poste doch einfach mal einen der vielen, wohlwollenden Zeitungsartikel, die in letzter Zeit so erschienen sind. In der Kaffeepause mit Kollegen oder beim Friseurbesuch kannst du das Thema beiläufig einstreuen: „Habt ihr zufällig gestern Abend Marcus Lanz gesehen? Dieser André Stern war ja der Knaller …“
Ich selbst mache mir momentan immer einen Spaß daraus, wann immer ich mit meinen Kindern auf dem Spielplatz bin und mit anderen Müttern ins Gespräch komme, darauf aufmerksam zu machen, dass wir selbst den Weg des Freilernens in Erwägung ziehen. Und ganz ehrlich: Das Feedback, das ich darauf erhalte ist eigentlich immer nett und aufgeschlossen. Oft wurde ich nach meiner Emailadresse gefragt, damit man mal in Kontakt bleiben kann. Die andere Mama ist nämlich meistens auch nicht so ganz glücklich damit, was einem die Schule heute so bietet und viele sind geradezu aufgerüttelt, wenn ein ganz normaler, freundlicher Mensch mit sichtbar glücklichen und aufgeweckten Kindern, sie darauf bringt, dass man die Dinge nicht einfach hinnehmen muss, sondern dass es grundsätzliche Alternativen gibt.

Es gibt auch handfestere Dinge, die ihr tun könnt. Wie wäre es zum Beispiel, wenn Ihr in eurer Gegend ein Kino dazu bringt, den Film „Being and Becoming“ zu zeigen, am besten mit anschließendem Publikumsgespräch? Das ist gar nicht so kompliziert, denn das zuständige, deutschsprachige Organisationsteam nimmt sich, nach Vermittlung des Erstkontakts zum Kinobetreiber, aller weiteren Schritte selbst an. Weiter Information dazu findest du hier:
http://www.etreetdevenir.com/organisieren-sie-eine-vorfuehrung.html

Auch Vorträge kannst du organisieren. Du hast Kontakte zu jemandem mit passenden Räumlichkeiten in deiner Gegend? Hast du Zugang zu einem Gemeindezentrum oder sogar einer schicken Kongresshalle? Dann nimm doch Kontakt zu einer der bekannten Freilerner-Persönlichkeiten auf und frage an, ob er oder sie Lust hat in eurer Stadt zu referieren. Hier bieten sich zum Beispiel Bertrand Stern und Franziska Klinkigt mit ihren Vorträgen und Werkstattgesprächen an. Oder Stefanie Mohsennia, die gerne Lesungen ihrer Bücher hält. Oder einer oder mehrere der jungen, inzwischen erwachsenem Freilerner wie Tabea Kratzenstein, Malchus Kern oder Immanuel Wolf, die sehr anschaulich über ihren Bildungsweg referieren. Wenn du Lust auf das ganz große Kino hast, kannst du auch versuchen, André Stern zu gewinnen, der sozusagen der Rockstar der Freilerner-Bewegung ist. Meiner Erfahrung nach kann man mit André inzwischen gut und gern Hallen mit bis zu 1.000 Besuchern füllen.

Eine Alternative sind informelle, mehr oder weniger regelmäßige Treffen zum zwanglosen Austausch. Die brauchen auch immer erst mal eine Initialzündung. Wie wäre es, wenn du bei euch in der Gegend einfach mal ein Freilerner-Treffen ausrufst? Bewerben kannst du es dann zum Beispiel über Facebook und in der Schulfrei-Community. Im Sommer reicht als Ort schon ein einfacher Spielplatz oder vielleicht dein eigener, etwas größerer Garten. Im Winter vielleicht ein kinderfreundliches Café oder ein Jugendzentrum. Oder warum nicht auch der Innenbereich eines schnöden Einkaufzentrums? Eine ganz tolle Vernetzungsmöglichkeit sind auch immer mehrtägige Treffen auf Zeltplätzen oder in Jugendherbergen. Du kannst vorher eine Art verbindliche Bedarfsabfrage starten und hierauf für alle Beteiligten zum Selbstkostenpreis die Übernachtungs-Location buchen.

Vielleicht bist du musisch begabt? Malst Bilder für kleinere Ausstellungen, musizierst in einer Folkband, schreibst Gedichte und trägst diese hin und wieder vor Publikum vor? Wie wäre es wenn du demnächst einmal ein Werk der freien, selbstbestimmten Bildung widmest, so dass du mit dem Thema ganz neue Kreise erreichen kannst?

Du hast guten Kontakt zu Menschen, die ihrerseits vielleicht weiterhelfen können? Journalisten, systemisch ausgebildete Psychologen, Juristen, Politikwissenschaftler oder vielleicht einfach jemand, der wohlhabend ist und gern eine gute Sache unterstützen möchte? Dann werde doch dort einmal vorstellig und vermittle den Kontakt zu passender Stelle. Journalisten z.B. sind auf das Thema sehr neugierig und werden gerne berichten, wenn es in ihrer Region eine Freilernerfamilie gibt, die sich porträtieren lassen will.

Fazit: Es gibt soviel, was man anstoßen kann, so viele Wege, die bisher noch gar nicht gegangen wurden. Mir selbst fallen immer mal wieder richtig große Sachen ein wie Demonstrationen vor der Kultusministerkonferenz, Schulfrei-Partys in allen deutschen Großstädten oder sogar richtige Großveranstaltungen mit Top Music Acts à la Live Aid. Ganz ehrlich: Wie cool wäre es wenn man zum Beispiel noch mal Pink Floyd als Haupt-Act auf die Bühne bringen würde? Du weißt schon: We don’t need no education …“

Du denkst, das ist eine Nummer zu groß? Nun, letztlich ist alles nur eine Frage der Zeit und des Engagements. Bedenke, wenn du zweifelst, dass die Unzufriedenheit mit dem bestehenden Bildungssystem fast flächendeckend ist. Daran kann man bei fast allen Kontakten anknüpfen. Und wer weiß, was du selbst noch an tollen Ideen hast, auf die ich hier jetzt gerade gar nicht komme. Wenn du Lust hast, darüber in näheren Austausch zu gehen, kannst du mich gerne jederzeit kontaktieren unter:
kontakt@freilerner-kompass.de.